Aus der Geschichte des MGV
Den ersten Eintragungen des Kassenbuches des MGV „Germania“ entnehmen wir, dass 50 aktive Mitglieder im Dezember 1893 ein Eintrittsgeld von jeweils 50 Pfennigen entrichteten.
Darüber hinaus zahlten sie einen monatlichen Betrag in Höhe von 40 Pfennigen. Die erste Anschaffung des Vereinslebens, es waren 44 Liederbücher im Wert von 1,30 Mark, wurde ebenfalls von den Mitgliedern getragen. Lediglich der Chorleiter erhielt ein Buch unentgeltlich, er erhielt außerdem eine Entschädigung von 9 Mark.
Diese Eintragungen zeigen uns, dass der Verein im damals 650 Einwohner zählenden Wettmar zum Zeitpunkt der Gründung einen relativ großen Kreis bildete.
Im Jahre 1889 beschaffte Vereinsabzeichen sollten die Zugehörigkeit zum MGV dokumentieren. Zwei Jahre später wurde die bei vielen Anlässen gezeigte Fahne mit der treffenden Aufschrift „In Freud und Leid zum Lied bereit“ geweiht.
Das Protokollbuch, das ab 1899 die wichtigsten Ereignisse des Vereinslebens beinhaltet, belegt uns, dass die erste Begeisterung um die Jahrhundertwende abgeflacht sein musste.
Dies könnte auf das Problem zurückzuführen sein, langfristig ein Chorleiter zu finden. Zeitweise wurde der Vereinswirt der auch einige Jahre die Aufgabe des Schriftführers ausübte, mit der Chorleitung beauftragt.
Im Jahre 1900 wurde der MGV Germania Mitglied des ländlichen Sängerbundes. Beim 30-jährigen Bestehen das am 9. Dezember 19l3 gefeiert wurde, konnte der damalige Chorleiter feststellen, dass „die schweren Jahre überstanden“ seien und der Verein mit 40 Sängern „im Gesang und an Zahl wieder erstarkt“ sei. Leider wurde diese Entwicklung durch den Ersten Weltkrieg, in dem zehn Sänger fielen, jäh unterbrochen.
Infolge unüberbrückbarer persönlichen Gegensätze, die offensichtlich in politischer Natur begründet waren, geriet der MGV Germania nach dem Neubeginn 1919 an den Rand der Auflösung. Das Vereinsinventar, das auf Beschluss der Generalversammlung 1922 mit 5000 Mark versichert wurde, lieh man dem im Jahre 192l gegründeten MGV „Eintracht“.
Am 19. März 1924 beschloss die aus 12 Mitgliedern bestehende Generalversammlung des MGV Germania die Aufnahme des MGV Eintracht, in dem in den Jahren der Krise in Wettmar weiter gesungen wurde. Von nun an ging es wieder bergauf mit den „Germanen“. Der Verein hatte zeitweise 40 aktive Mitglieder. Das Singen wurde Ende der 1930er Jahre gebremst, und es kam dann durch den Zweiten Weltkrieg ganz zum Erliegen. Am 30. November 1946 wurde der Grundstein zum abermaligen Neubeginn gelegt.
In den Jahren 1949 bis 1954 bestand wiederum die Schwierigkeit, einen Chorleiter zu gewinnen. Nachdem dieses Problem behoben war, fanden insbesondere in den 1960er Jahren viele Wettmarer, aber auch Thönser, den Weg zum MGV „Germania“. Mit der Zahl der Sänger, die in den ersten Jahrzehnten der Vereinsgeschichte oft zum regelmäßigen Besuch der Übungsabende verpflichtet wurden, hatte sich auch die Aktivität des Vereins verändert.
Zu den wöchentlichen, früher jeweils am Sonnabend durchgeführten Übungsabenden, den jährlichen Sängerbällen, der Teilnahme an Konzerten und Wertungssingen im Sängerkreis, gelegentlichen Vereinsfahrten, gemeinsamen Abenden mit benachbarten befreundeten Chören sowie Ständchen bei verschiedenen Anlässen kamen Veranstaltungen, die über den üblichen Rahmen der gesanglichen und geselligen Betätigung des Vereins hinausgingen.
So wurde in den Jahren 1968, 1970 und 1974 ein gemeinsames Programm mit anderen musizierenden Wettmarer Gruppen geboten. Diese Veranstaltungen wurden dann ab 1976 als Dorfabend mit plattdeutschen Laienspiel und Volkstanz fortgesetzt.
Der Männergesangverein sieht es seither als seine Aufgabe, neben der Pflege des mehrstimmigen Männergesanges auch ländliches Brauchtum und ländliche Kultur zu pflegen. Neben Laienspiel und Volkstanz hat der MGV das Osterfeuer und das Erntefest in jüngerer Zeit wieder veranstaltet.
Die im MGV eine Gruppe bildenden Volkstänzer trennten sich zu Beginn dieses Jahres vom Verein. In den Jubiläumsjahren 1973 und 1983 wurde bzw. wird ein Film über Wettmar gedreht. Die kürzlich fertig gestellte Schallplatte „Wettmar singt und musiziert“ soll die Musikbegeisterung aber auch die Zusammengehörigkeit zum Ausbruch bringen. Die Vorbereitung hierzu stellte besonders deutlich heraus, dass der Chorgesang die Disziplin und das Harmonieren jedes einzelnen Sängers fordert. Das Ergebnis, die fertige Schallplatte, dürfte jedoch die Mühen der Vorbereitung vergessen lassen, alle Beteiligten mit einem gewissen Stolz erfüllen und eine Motivation bedeuten, den Chorgesang in der bisherigen Form weiterhin zu pflegen.
100 Jahre MGV Germania wurden geprägt durch Chorleiter und Vorsitzende, deren Namen an anderer Stelle erwähnt sind, aber auch durch Sänger und Vereinsmitglieder, die bereit waren und bereit sind, für die Belange des Vereins einzutreten. Mögen diese Voraussetzungen des funktionierenden Vereinslebens dem MGV auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben.
Gerhard Brenneke
ehem. 2. Vorsitzender