Das Notenpult dient bei ihnen nur zum Befestigen der Vereinsstandarte: Die Mundharmonikatruppe Goschenhobler aus Burgwedel-Wettmar spielt seit 30 Jahren.

 

Ohne Noten: Die Goschenhobler vom Männergesangverein aus Burgwedel-Wettmar sind seit 30 Jahren mit Freude dabei.

Noten oder sogar aufwendige Partituren wie in anderen Orchestern? So etwas kann hier kaum jemand lesen. Aber die Musik des Wettmarer Mundharmonikaensembles Goschenhobler klingt dennoch voll, sauber und formvollendet. Davon haben sich schon viele Zuhörerinnen und Zuhörer überzeugen können. „Im Umkreis von 30 Kilometern haben wir alle Seniorenheime aufgesucht, von Celle bis Hannover“, sagt Hans-Heinrich Günther.
Er hat ein naheliegendes Rezept, warum das gemeinsame Konzertieren auch ohne Noten klappt. „Das Lied, das man singen kann, sollte man auch spielen können“, sagt er selbstbewusst und stimmt „Kein schöner Land in dieser Zeit“ an. Es ist Donnerstagabend im Dorfgemeinschaftshaus Wettmar — und damit Zeit für die wöchentliche Probe der Mundharmonikafreunde. Der Übungsort ist so trist und lieblos, wie Mehrzweckräume in Dorfgemeinschaftshäusern fast überall sind. Aber die Musik überspielt das Ambiente. Und der Abend dient schließlich dem Üben und nicht dem Wohlergehen.
13 Mann stark ist das Orchester. Damit dürften die Goschenhobler nach aktueller, nichtamtlicher Statistik das größte Mundharmonikaorchester Niedersachsens sein. Die Ermittlung des Superlativs fällt nicht schwer: Es gibt wahrscheinlich nur zwei solcher Ensembles im Land. Das andere kommt aus Hann. Münden in Südniedersachsen, die Gruppen haben sich über die NDR-,Plattenkiste“ kennengelernt und pflegen seitdem freundschaftlichen Austausch. Die Südniedersachsen bringen es auf nur etwa auf die halbe Mannstärke.

Musiker haben Nachwuchssorgen

Aber auch die Goschenhobler plagen Nachwuchssorgen, wie nahezu jeden Verein, bei dem die Zeit stehen zu bleiben scheint. Dabei haben sie ihr Programm schon aufgepeppt. Außer Volksweisen wie „Hörst du das Lied der Berge?“ und „Wohlauf in Gottes schöne Welt“ gibt es jetzt auch Moderneres wie „Paloma Blanca“, ‚Wand’rin’ Star“ und Harry Belafontes beschwingtes „Island in the Sun“.
Nicht nur das. Günther sagt stolz: „Wir haben auch was von Freddy.“ Und lacht schallend auf die unschuldige Frage, ob er denn Freddy Quinn meine oder Freddy Mercury. Nein, so weit geht die Moderne dann doch nicht. Im Goschenhobler-Programm ist das Quinn-Stück „So
schön war die Zeit“.
Die Goschenhobler — der Begriff Goschen kommt aus dem Schwäbischen und steht für Mund - halten es mit der Tradition, und sie tun das mit Würde. Ob Frauen irgendwann willkommen sein werden im Ensemble, darüber gehen die Meinungen noch auseinander. Zweimal habe es  schon Anfragen gegeben, berichtet Günther. Aber der Ursprung der Truppe liegt nun mal im Männergesangsverein Germania Wettmar. Und auch wenn der Hauptverein mit seinem jungen TotalVokal-Chor längst von aktiven Sängerinnen in seinen Reihen profitiert, wollen die Goschenhobler zumindest diese Bastion noch nicht räumen. Wobei die Front bröckelt. Günther sagt, er könne sich durchaus vorstellen, bald auch Frauen aufzunehmen.
Andere Innovationen sind bereits vollzogen. Zwei Gitarristen verstärken das Mundharmonikaorchester, das gerade seinen 30. Geburtstag feiert. Das Programm ist um Medleys ergänzt, die im Publikum gut ankommen. Und für Geburtstagskonzerte, die zuletzt mehrfach anstanden, übt die Truppe durchaus auch Wunschstücke ein. Die zeitlos schöne Sommerweise „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ etwa war jüngst dabei, und auch jetzt ganz frisch das Stück „Wie schön, dass du geboren bist“. Und das können heutzutage auch Kindergartenkinder mitsingen. Wer Kontakt zu den Goschenhoblern aufnehmen will, erreicht Hans-Heinrich Günther unter der Telefonnummer (05139) 7397 sowie per EMail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..